American Guild for German Cultural Freedom

Fotografie: American Guild
Bürogebäude, Vesey Street 20, New York
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York / Deutsche Akademie im Exil, EB 70/117, © Marie-Luise Hahn 1992

American Guild for German Cultural Freedom

Nur auf diese Weise können wir hoffen, zunächst außerhalb Deutschlands das verlorene Terrain zurückzugewinnen, den deutschen Bewohnern der Randstaaten zu beweisen, daß die wahre deutsche Kultur nicht mit der Berliner Propagandamache identisch ist, und vielleicht letzten Endes auf die verirrten Brüder in Deutschland einzuwirken.

Hubertus Prinz zu Löwenstein an den tschechischen Außenminister Edvard Beneš, vermutlich im Sommer 1935


Die American Guild for German Cultural Freedom war eine Hilfsorganisation für deutsche Künstler und Intellektuelle. Sie war im Rahmen der Deutschen Akademie im Exil auf Initiative von Prinz zu Löwenstein 1935 in den USA gegründet worden. Löwenstein, ebenfalls Emigrant, hatte bereits in London alle organisatorischen Vorkehrungen dafür getroffen, dass die zahllosen Künstler und Wissenschaftler, die Deutschland ab 1933 verlassen mussten, im Exil ihre Arbeit fortsetzen konnten. Der Präsident der literarischen Sektion der Akademie war Thomas Mann; Sigmund Freud hatte den Vorsitz der wissenschaftlichen Sektion übernommen. Die Arbeit bestand darin, den exilierten Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern einen geistigen und praktischen Anlaufpunkt zu gewähren.

Die American Guild vergab Arbeitsstipendien und man half bei der Suche nach Verlagen und Übersetzern, um eine Verbreitung der Werke zu ermöglichen; darin sah die Hilfsorganisation einen Hauptteil ihrer Arbeit.

Die Liste der Stipendiaten der American Guild for German Cultural Freedom ist lang: Unter den 160 Künstlern und Schriftstellern befinden sich Namen wie Bertolt Brecht, Hanns Eisler, Lion Feuchtwanger, John Heartfield, Soma Morgenstern, Robert Musil, Joseph Roth und Anna Seghers.

Die Arbeit der American Guild for German Cultural Freedom war stark auf Spenden angewiesen. Sie wurden mit Hilfe von Fundraising-Dinners und Spendenaufrufen eingeworben. Buch- und Manuskriptauktionen waren weitere bescheidene Einnahmequellen. Als ab Frühjahr 1940 die Zuwendungen rückläufig waren, beschloss das Führungsgremium, die Arbeit der American Guild auszusetzen. Intern hatte es zudem Konflikte um den Verlauf des literarischen Preisausschreibens gegeben, das die Guild ausgelobt hatte. Die letzte offizielle Gremiumssitzung der American Guild fand im Januar 1941 statt.

Das Archiv der American Guild for German Cultural Freedom transportierte die Familie zu Löwenstein bei ihrer Rückkehr im Oktober 1946 komplett nach Deutschland. Es befindet sich heute im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und umfasst rund 28.000 Dokumente.

Weiterführende Literatur:

Deutsche Intellektuelle im Exil. Ihre Akademie und die „American Guild for German Cultural Freedom“. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main. K.G. Saur: München 1993
Zühlsdorff, Volkmar von: Deutsche Akademie im Exil. Der vergessene Widerstand. Berlin: Ernst Martin Verlag 1999
Zühlsdorff, Volkmar von: In Begleitung meiner Zeit. Essays und Kommentare, Erinnerungen und Porträts, Berichte und Dokumente. München: Kastell Verlag 1998

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