Der Allert de Lange Verlag (1933-1940)

Exilverlag Allert de Lange
Titelblatt eines Verlagsprospekts für die deutschsprachigen Bücher des Allert de Lange Verlags, Amsterdam, 1939
Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek München. HK B 2708

Der Allert de Lange Verlag (1933-1940)

Die deutschsprachige Abteilung des niederländischen Verlags

Im April 1933 trat das holländische Ehepaar Hilda und Siegfried van Praag an den holländischen Verleger Gerard de Lange heran, mit der dringenden Bitte um verlegerische Unterstützung der deutschen Autoren, die nach der Machtergreifung Hitlers ins Ausland geflohen waren. So kam es zur Gründung einer deutschsprachigen Abteilung des holländischen Verlages Allert de Lange, der neben dem ebenfalls in Amsterdam ansässigen Querido Verlag zum bedeutendsten Publikationsort für deutsche Literatur in den Jahren 1933 bis 1940 werden sollte.

Geschäftsführung, Programmleitung und Lektorat übernahmen Walter Landauer und Hermann Kesten. Beide hatten seit 1928 im Gustav Kiepenheuer Verlag in Berlin zusammengearbeitet. Gemeinsam mit Fritz H. Landshoff, der beinahe zeitgleich Leiter der deutschsprachigen Abteilung des Querido Verlags wurde, hatten sie den Berliner Verlag zu einem der fortschrittlichsten Verlagshäuser der Weimarer Republik gemacht. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen schafften sie es, durch ihr Netzwerk unter den Autoren auch dem Allert de Lange Verlag eine eigene literarische Prägung zu geben. Insgesamt erschienen in diesen Jahren bei Allert de Lange 92 Bücher in deutscher Sprache von 49 unterschiedlichen Autoren, darunter Werke von Max Brod, Alfred Neumann, Joseph Roth, Ödön von Horvath, Annette Kolb und René Schickele.

Mit dem geschäftlichen Geschick Walter Landauers gelang es vorübergehend sogar, durch eine Kooperation mit dem E. P. Tal Verlag in Wien, unter dessen Impressum Bücher im reichsdeutschen Buchhandel anzubieten. Dennoch wurde der von Anfang an geringe Absatzmarkt für deutsche Bücher, spätestens durch den Einmarsch der Deutschen in Österreich und in der Tschechoslowakei, immer kleiner. Nach der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 wurde der Verlag aufgelöst und die Bestände durch die Gestapo vernichtet.

Weiterführende Literatur:
Schoor, Kerstin: Verlagsarbeit im Exil. Untersuchungen zur Geschichte der deutschen Abteilung des Amsterdamer Allert de Lange Verlages 1933-1940. Amsterdam-Atlanta: Rodopi 1992.
Winkler, Andreas: Hermann Kesten im Exil (1933-1940). Sein politisches und künstlerisches Selbstverständnis und seine Tätigkeit als Lektor in der deutschen Abteilung des Allert de Lange Verlages. Mit einem Anhang unveröffentlichter Verlagskorrespondenz von und an Hermann Kesten. Hamburg: Hartmut Lüdke Verlag 1977

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