Oskar Pastior: Laif-Läsung
DLA Marbach, Nachlass Oskar Pastior, © Prof. Dr. Klaus Ramm

Laif-Läsung

Junges Museum

Meine Damen und Herren,

vor uns haben wir Oskar Pastiors Werk Laif-Läsung. Auf den ersten Blick scheint es sich lediglich um eine Notiz zu seiner Lesung vom 2. Mai 1994 in der Universität Bonn zu handeln.

Es ist anzumerken, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass es von dieser Lesung keinerlei Aufzeichnungen mehr gibt.

Bei genauerer Betrachtung entgeht dem Kenner jedoch nicht, dass es sich hierbei nicht nur um ein wertvolles Unikat handelt. Nein, diese handschriftliche Aufzeichnung wird unter Germanisten als der Schlüssel zu Oskar Pastiors Gedicht Die Karte gehandelt.

Lassen Sie mich nun einige Worte zu dem Manuskript sagen.

Der Inhalt dieses Dokuments ist der Beginn seiner Lesung in der Bonner Universität, in der es thematisch um die Sestine, eine stark präferierte und ein wenig geprägte Reim- und Klangform des Büchner-Preisträgers, geht. Sinnbildlich erklärt er dem Zuhörer auf simpelste Weise diese lyrische Spielart seines Schaffens.

Meine Damen und Herren, diese Aufzeichnung bietet Ihnen die einzige Möglichkeit, einen Zugang zu seinem Verständnis von Poesie zu erlangen.

Es handelt sich darüber hinaus um ein von Pastior selbst als solches gekennzeichnetes Unikat.

Der Büchner-Preisträger beschreibt die Sestine als eine Handlung, die aus der Anatomie und Simulation der Kausalkette eines Fisches, der am Haken hängt, entsteht.

Dieses Rätsel, meine Damen und Herren, wird sich Ihnen erst im tieferen Studium seines Gedichtes Die Karte erklären.

Von besonderer Bedeutung sind hierbei jedoch die verschlüsselten Hinweise Pastiors in der Unterstreichung einiger weniger Wörter in dem uns vorliegenden Manuskript. Diese stehen in Verbindung mit eben genannter Kausalkette.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie werden sich schon der Einzigartigkeit dieser handschriftlichen Aufzeichnung bewusst sein.

Lassen Sie mich nur noch ein Letztes anmerken:

Bei dieser Abschrift seiner Laif-Läsung handelt es sich um die Eröffnung seiner letzten vor seinem Tod gehaltenen Vorlesung.

Der Zeitpunkt seiner letzten Lesung wurde von Pastior, wie wir wissen, bewusst gewählt.

Insofern bleibt ungewiss, ob hinter diesem Unikat nicht doch noch eine weitere geheime Botschaft des Büchner-Preisträgers steckt.

Lassen Sie sich nicht die Chance entgehen, diese zu entdecken!

Die Experten des Marbacher Literaturarchivs haben den Wert des Exponates auf circa 130 000 EUR geschätzt.

Ich bitte um Ihre Startgebote!

von Daniel Ballermann und Sandra Schell