Max Beckmann: Doppelbildnis Max Beckmann und Quappi, Gemälde (1941)
Max Beckmann: Doppelbildnis Max Beckmann und Quappi, Gemälde (1941)
Wenn so häufig von dem Künstler Max Beckmann und dessen Exil die Rede ist, so darf doch nicht vergessen werden, dass seine Frau, Mathilde „Quappi“ Beckmann geborene Kaulbach, dieses Exil mit ihm geteilt hat. Sie hat erlebt, wie er in Deutschland als „entartet“ diffamiert und von der Kunstgewerbeschule in Frankfurt 1933 entlassen wurde. Sie ist mit ihm 1937 emigriert und hat in Amsterdam die schweren Jahre des Krieges wie der deutschen Besatzung mit ihm geteilt. Natürlich hat sie ihn auch auf die weiteren Stationen des Exils nach Amerika begleitet.
Seit 1925, dem Jahr der Hochzeit mit dieser zweiten, zwanzig Jahre jüngeren Frau, als Max Beckmann das „Doppelbildnis Karneval“ gemalt hat, ist nun wieder einmal, zum letzten Mal, ein solches Bildnis entstanden. Daneben gibt es vom Maler wie seiner Frau jedoch zahlreiche Einzelbildnisse. Auf dem Gemälde von 1941 sehen wir Max und Quappi, die offenbar dabei sind auszugehen, dicht beieinander, jedoch nicht nebeneinander. Auf die Stadt Amsterdam, wo sie damals lebten, deutet nichts hin. Der Maler geht vorn und nimmt den größten Teil des Bildes ein, während die Frau etwas zurückgesetzt, von ihm teilweise verdeckt ist. Wenn beide durch die Stadt gegangen sind, berichtet Erhard Göpel, hat er sie manchmal einige Meter vorausgehen lassen, um etwas allein zu sein. Von solchem Abstand bei aller Nähe ist auch in dem Bild etwas zu sehen.
Kontrastreich setzt sich die dunkle Figur des Malers im braunen Anzug gegen den hellen gelben Grund ab, die Frau ist dagegen mehr dem dunklen Grund hinter ihr verbunden. Energisch hat Beckmann die Hand mit dem Stock in die Seite gestemmt, energisch blickt er aus dunkel verschatteten Augen des kräftig modellierten Kopfes auf den Betrachter, dem er seinen Hut aus London zeigt. Die junge Frau hat er zwar mit einem Blumensträußchen in der Rechten geschmückt, doch die Linke, die von hinten auf der Schulter des Mannes zu liegen kommt, wirkt unsicher und noch unsicherer durch den zur Seite gehenden Blick.
Wenn man beim Maler im Tagebuch den Vers findet „Ach wie schön ist es allein zu seien / Besser ist es aber doch zu zweien!“ (3. September 1945), so kann man andere Eintragungen nicht übersehen: „allein sein das Schönste“, heißt es unter dem 30. Juli 1943 und unter dem 11. August 1945: „Man lebt nur für Einzelne in Vergangenheit [!] und Zukunft [!] - und am allerrichtigsten nur mit sich selbst.“
Das Gemälde ist das einzige, das während Beckmanns Exil in Amsterdam von offizieller Seite erworben worden ist.
Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107