Bruno Walter

Foto: Eric Schaal, Bruno Walter
Fotograf Eric Schaal, Entstehungszeit: 1939, während einer Konzertreise von Bruno Walter durch die USA
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Eric Schaal, EB 2003/051, © Weidle-Verlag, Bonn

Bruno Walter

So war mir Amerika schon vertraut, als ich im November 1939 zu dauerndem Aufenthalt hier eintraf, sprachlich machte mir die Verpflanzung keine Schwierigkeiten, nicht nur, weil ich englisch sprach, sondern vielmehr, weil ich mich als Musiker in meinem eigensten Idiom ausdrücken konnte, während z.B. Schriftsteller oder Schauspieler nicht englischer Zunge sprachlich und geistig in ihrem Beruf selbst behindert waren.

Bruno Walter, Thema und Variationen: Erinnerungen und Gedanken, 1947

Geborenam 15. September 1876 in Berlin, Deutschland
Gestorbenam 17. Februar 1962 Beverly Hills, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
ExilÖsterreich, Schweiz, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufDirigent, Komponist

„Du mußt unbedingt noch heut’ Deutschland verlassen.“ Mit diesen Worten bewegte Elsa Walter ihren Mann, den Dirigenten Bruno Walter, im März 1933 zur Flucht vor den Nationalsozialisten. Walter sollte am 17. März in Leipzig dirigieren, doch die Nationalsozialisten hatten dem Veranstalter unter Androhung von Repressionen nahegelegt, das Konzert abzusagen, weil Walter Jude war. Wenige Tage später ereignete sich in Berlin dieselbe Situation, als Walter ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern leiten sollte. Er verließ die Hauptstadt noch am Tag der Absage der Berliner Philharmoniker in Richtung Wien.

1936 übernahm er die Direktion der Wiener Staatsoper. Nach der Annexion Österreichs fand sich Walter ein drittes Mal aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus seiner Wirkungsstätte vertrieben. 1939 ließ sich der Dirigent in Los Angeles im Stadtteil Beverly Hills nieder und traf viele andere emigrierte Künstler – teilweise kannte man sich seit Jahrzehnten. In den 1920er Jahren war der Schriftsteller Thomas Mann in München ein Nachbar von Walter gewesen, nun wohnten sie in Kalifornien nicht allzu weit voneinander entfernt. Die Schriftsteller Franz Werfel und Bruno Frank zählten zum Freundeskreis. 1946 erhielt Walter die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Da er vor seiner Emigration als Dirigent international berühmt geworden war, half ihm seine Bekanntheit, beruflich schnell in den USA Fuß zu fassen und er hatte Angebote der größten Orchester der USA. Er widmete sich neben dem großen sinfonischen Repertoire vor allem dem Komponisten Gustav Mahler. Los Angeles und New York wurden zu seinen wichtigsten Auftrittsorten, darüber hinaus dirigierte er in weiteren Städten der USA und in Kanada.

Ab 1946 trat Walter wieder regelmäßig in Europa auf. Nach einem 1957 erlittenen Herzinfarkt zog er sich von der Bühne zurück und konzentrierte sich auf Schallplattenaufnahmen, vornehmlich mit dem Columbia Symphony Orchestra, einem eigens für ihn zusammengestellten Ensemble.

Weiterführende Literatur:
Maurer-Zenck, Claudia: Arnold Schönberg. In: Maurer-Zenck, Claudia / Petersen, Peter (Hg.): Lexikon verfolgter Musikerinnen und Musiker der NS-Zeit, Universität Hamburg 2005ff.
Ryding, Eric / Pechefsky, Rebecca: Bruno Walter. A World Elsewhere. New Haven, London: Yale University Press 2001
Walter, Bruno: Thema und Variationen. Erinnerungen und Gedanken. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1950

Galerie