René Schickele

Porträtfoto von René Schickele auf einer Postkarte Schickeles an Alfred Neumann vom 23. Mai 1936, Foto: Walter Bondy
Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München. Schickele A I/2

René Schickele

Pazifist im zweiten Exil

Auch ich kann es noch nicht fassen, daß ich Deutschland nicht wiedersehn soll. Und gleichzeitig gibt es niemand, der die Entwicklung der Dinge pessimistischer beurteilt als ich, ich bin auf alles, aber wirklich auf alles gefaßt.

René Schickele, Tagebucheintrag 11. Mai 1933

Geborenam 4. August 1883 in Oberehnheim im Elsass, Deutschland, heute Frankreich
Gestorbenam 31. Januar 1940 in Vence, Frankreich
ExilFrankreich
BerufSchriftsteller

Als René Schickele Deutschland im September 1932 verließ, war er der Auffassung, die Machtübernahme der Nationalsozialisten sei nur noch eine Frage der Zeit. Er vermietete sein Haus in Badenweiler und ließ sich mit seiner Familie in Sanary-sur-Mer nieder. Aus dem zunächst als vorübergehend geplanten Aufenthalt wurde ein Exil ohne Rückkehr. 

René Schickele lebte in den Jahren seines Exils in Sanary, St. Cyr-sur-Mer, Nizza und Vence. Dort stand er in engem persönlichem Kontakt mit den dort lebenden Emigranten und war als politisch hellwacher Beobachter und Pazifist der ersten Stunde für viele ein gesuchter Gesprächspartner. Gesundheitlich angegriffen zog er sich aus politischen Betätigungen vollständig zurück. Ludwig Marcuse charakterisierte Schickeles Haltung mit den Worten: „Er war ein sehr leiser Emigrant geworden. [...] War er von der Erfahrung mit der Weimarer Republik zersetzt? Der Haß war noch da, aber nicht der Glaube und nicht mehr der Trieb, sich vernehmlich zu machen [...] Vielleicht erlaubte auch das kranke Herz nicht mehr die Militanz von einst.“ René Schickele war 1916 während des Ersten Weltkrieges als Redakteur der antimilitaristischen Zeitschrift Die Weißen Blätter ins Schweizer Exil gegangen und hatte sich in der Weimarer Republik für die deutsch-französische Verständigung eingesetzt. Er stand Annette Kolb und Thomas Mann nahe und versuchte anfangs wie sie, seine Bücher weiterhin in Deutschland zu veröffentlichen. Auch deshalb lehnte er eine Mitarbeit an Klaus Manns Zeitschrift Die Sammlung ab. Doch schon 1934 wechselte er mit seinen Büchern in den Exilverlag Allert de Lange, wo zwei seiner Bücher erschienen. Sein letztes Buch Le Retour von 1938 war zugleich sein erstes in französischer Sprache. 

Auswahl wichtiger Werke:
Weiß und Rot (Gedichte, 1911)
Benkal, der Frauentröster (Roman, 1914)
Das Erbe am Rhein (Romantrilogie 1925, 1927, 1931)
Die Witwe Bosca (Roman, 1934)
Die Flaschenpost (Roman, 1937) 

Weiterführende Literatur:
Bentmann, Friedrich (Hrsg.): René Schickele. Leben und Werk in Dokumenten. Nürnberg: Verlag Hans Carl 1974
Kolb, Annette / Schickele, René: Briefe im Exil 1933-1940. In Zusammenarbeit mit Heidemarie Gruppe herausgegeben von Hans Bender. Mainz: v. Hase & Koehler Verlag 1987

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