Erwin Piscator

Fotografie: Erwin Piscator, Regisseur
Erwin Piscator: Porträtfotografie, 1930, Fotograf: unbekannt
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Erwin Piscator

In Rußland wurde mir der Todesstoß versetzt – (indirekte Folgen Hitlers). Künstlerische und politische Ohnmacht. Frankreich – trotz Namen – 2 Jahre Null! ...Amerika: kein Landen möglich! Die Bedingungen waren unmöglich, auch meine pers[önliche] Unfähigkeit mich anzupassen! 14 Jahre Todeskampf. Deutschland ab [19]51 – ...tot... Aber es dauerte noch 5 Jahre bis zum definitiven Ende. Dantons Tod wurde verspätet der Meine.

Erwin Piscator, Tagebuch Nr. 16, 1956

Geborenam 17. Dezember 1893 in Ulm, Deutschland
Gestorbenam 30. März 1966 in Starnberg, Deutschland
ExilSowjetunion, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufTheaterregisseur, Filmregisseur

An den Berliner Theatern inszenierte Erwin Piscator materialintensiv. Er fuhr große Eisengestänge auf, projizierte Filme oder benutzte motorisierte Brücken. Auch an seiner 1927 gegründeten Spielstätte, der Piscator Bühne, versuchte er nach dem Prinzip des epischen Theaters das Publikum politisch zu aktivieren: Das Theater sollte zu einer Arena des Klassenkampfes werden.

1931 reiste der Regisseur für einen Filmdreh in die Sowjetunion. Als 1933 Hitler Reichskanzler wurde, konnte und wollte Piscator, dessen avantgardistische Kunst den Nationalsozialisten missliebig war, nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Bis 1936 blieb der überzeugte Kommunist in der Sowjetunion. Aufwändige, großformatige Inszenierungen – wie er sie in Berlin realisiert hatte – konnte er im Exil nicht ohne Weiteres umsetzen. Ernüchtert vom Stalinismus und enttäuscht von den wenigen Inszenierungsmöglichkeiten, die er als Emigrant erhielt, zog Piscator nach Frankreich.

Nachdem Piscator auch in Frankreich nicht an seine Erfolge in der Weimarer Zeit anknüpfen konnte, emigrierte er 1938 in die USA. Dort sollte er schließlich die gewünschte Anerkennung finden und eine einflussreiche Schauspielschule gründen. Dennoch erregte seine politische Auffassung von Theater Misstrauen. 1951 erhielt er, wie sein Kollege Hanns Eisler, eine Vorladung des Komitees für unamerikanische Umtriebe. Eine erneute Enttäuschung für Piscator, die ihn bewog, gleich im Anschluss an die Vorladung nach Deutschland zurückzukehren. Nach Anfangsschwierigkeiten wurde er dort wieder zum erfolgreichen Regisseur und beteiligte sich maßgeblich an der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit mit den Mitteln des Theaters. Er inszenierte Stücke, die sich mit der Verantwortung des Einzelnen in der Diktatur befassten, wie das 1965 in mehreren deutschen Städten uraufgeführte dokumentarische Stück Die Ermittlung von Peter Weiss, das den Frankfurter Auschwitz-Prozess zum Gegenstand hat.

Wichtige Werke/Inszenierungen:
Sturmflut (Inszenierung, 1926)
Hoppla, wir leben (Inszenierung, 1927)
Nathan der Weise (Inszenierung, 1952)
Krieg und Frieden (Inszenierung, 1955)
Flüchtlingsgespräche (Inszenierung, 1962)

Weiterführende Literatur:
Kirfel-Lenk, Thea: Erwin Piscator im Exil in den USA 1939-1951. Eine Darstellung seiner antifaschistischen Theaterarbeit am Dramatic Workshop der New School for Social Research. Berlin: Henschel 1984
Piscator, Erwin: Das politische Theater. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1979

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