Richard Paulick

Fotografie: Richard Paulick
Der Architekt Richard Paulick, fotografiert von Max Ittenbach, um 1959
bpk/Kunstbibliothek, SMB, Photothek Max Ittenbach

Richard Paulick

I feel, that due to Shanghai having been cut off from communications for such a long period that I must have lost touch with recent developments. I have noticed this already previous to our outbreak of the war, and now in Shanghai for more than twelve years.

Richard Paulick in einem Brief an Walter Gropius, 27. August 1945

Geborenam 7. November 1903 in Roßlau, Deutschland
Gestorbenam 4. März 1979 in Berlin, DDR
ExilChina
RemigrationDeutsche Demokratische Republik
BerufArchitekt

Im Juni 1933 erreichte der Architekt Richard Paulick Shanghai, wo er die nächsten 16 Jahre seines Lebens verbringen sollte. Er hatte bereits erste Erfahrungen mit moderner, rationaler und experimenteller Architektur während des Studiums bei Hans Poelzig, im Baubüro von Walter Gropius und in Zusammenarbeit mit Georg Muche bei der Entwicklung eines Stahlhauses sammeln können. Mit der Machtübernahme Hitlers und nach zwei Überfällen durch SA-Männer entschloss er sich zur Emigration. Ein Studienfreund Paulicks, Rudolf Hamburger, lebte seit 1930 in Shanghai und hatte 1932 die Firma The Modern Home gegründet. Paulick arbeitete als angestellter Architekt für die Firmen The Modern Home (bis 1934) und Modern Home (1934 – 1936). Gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf gründete er mehrere Firmen Modern Homes (1937), The Studio (1942), Paulick & Paulick Architects and Engineers (1943) und Modern Textiles (1948). In seinen Firmen beschäftigte Paulick Emigranten, denen er auf diese Weise die notwendigen Papiere zum Verlassen der von den Japanern 1943 im Stadtteil Hongkou errichteten Zone für staatenlose Flüchtlinge organisierte. Er war durch seine zeitige Einreise nicht von diesen Repressalien betroffen. Zum Wintersemester 1943 wurde er zum Professor für Innenarchitektur und Stadtplanung an der Architekturabteilung der amerikanischen Missionsuniversität St. John’s berufen. 1941 heiratete er seine Lebensgefährtin Thea Hess, die jüdischer Herkunft und ihm nach Shanghai gefolgt war. Da Richard Paulick seit 1938 keinen gültigen Pass mehr besaß, wurde er bis 1950 als staatenlos behandelt. 1949 remigrierte er in die DDR, nach Berlin. In den 1950er-Jahren arbeitete er an Entwürfen für die Berliner Stalinallee und den Wiederaufbau Dresdens, war verantwortlich für den Aufbau von Hoyerswerda und Halle-Neustadt.

Weiterführende Literatur:
Thöner, Wolfgang: Zwischen Tradition und Moderne – Richard Paulick, das Bauhaus und die Architektur der zwanziger Jahre. In: Thöner, Wolfgang / Müller, Peter (Hg.): Bauhaus-Tradition und DDR-Moderne. Der Architekt Richard Paulick. München/Berlin: Deutscher Kunstverlag 2006
Kögel, Eduard: Zwei Poelzigschüler in der Emigration: Rudolf Hamburger und Richard Paulick zwischen Shanghai und Ost-Berlin (1930 – 1950). Dissertation Weimar: Bauhaus-Universität 2006

Literatur
Kögel, Eduard: "The Glamourboy of Honkew". Richard Paulick in Shanghai – Emigration und Politik (1933 – 1949). In: Thöner, Wolfgang / Müller, Peter (Hg.): Bauhaus-Tradition und DDR-Moderne. Der Architekt Richard Paulick. München/Berlin: Deutscher Kunstverlag 2006

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