Carl Meffert(Clément Moreau)
Carl Meffert(Clément Moreau)
Man könnte von meinem Leben eigentlich sagen: von Beruf bin ich ein Emigrant. Wo ich auch hinkam, nach kurzer Zeit musste ich als Emigrant wieder weg. Einfach, man wird als Emigrant durch die Welt gehetzt.
Clément Moreau in einem Gespräch für einen Film, 1977.
Geboren | am 26. März 1903 in Koblenz |
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Gestorben | am 27. Dezember 1988 in Sirnach (Schweiz) |
Exil | Schweiz, Argentinien |
Beruf | Grafiker |
Carl Meffert und seine Schwester wurden als uneheliche Kinder geboren. Als ihre Mutter bei der Geburt eines dritten Kindes starb, kam der damals elfjährige Carl in eine staatliche Fürsorgeeinrichtung, in der die Jugendlichen zur Schule gingen und arbeiten mussten. Meffert lernte schon früh, sich bedrohlichen Situationen zu entziehen, und riss mehrfach aus dem Fürsorgeheim aus. Flucht und Not wurden zum Thema seines Lebens. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang ihm 1919 endgültig die Flucht aus der Fürsorgeanstalt. Meffert schloss sich den Spartakisten an und wurde ein Jahr später aus politischen Gründen verhaftet. Mehrere Jahre verbrachte er im Gefängnis, bis er Ende der 1920er Jahre als Gebrauchsgrafiker nach Berlin zog. Dort machte er unter anderem die Bekanntschaft mit Käthe Kollwitz, Erich Mühsam, George Grosz und John Heartfield. In dieser Zeit begann er, sich künstlerisch mit politischen und biografischen Themen auseinanderzusetzen, es entstanden unter anderem die Linolschnitt-Mappen Erwerbslose Jugend (1928) und Fürsorgeerziehung (1928/29).
In den 1930er Jahren lebte Meffert vorwiegend in der Schweiz. Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 kehrte er ein letztes Mal nach Berlin zurück und konnte der Gestapo knapp entkommen. Fortan lebte er illegal in der Schweiz und gab sich den Namen Clément Moreau. Um der Verhaftung durch die Schweizer Fremdenpolizei zu entgehen, floh er 1935 weiter nach Argentinien. Dort entstand 1937/38 der Zyklus Nacht über Deutschland. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Moreau weiter auf der Flucht: Als in Argentinien 1962 das Militär die Macht übernahm, kehrte er von einem Besuch in der Schweiz nicht mehr zurück.