Uwe Johnson

Uwe Johnson, Schriftsteller
Der Schriftsteller Uwe Johnson 1963
Deutsches Literaturarchiv Marbach © Erica Loos / Archiv M. Michaelis

Uwe Johnson

In der DDR sind noch einige persönliche Orte, die Orte der Kindheit, der Jugend. Dort sind Freundschaften, Landschaften, Teile der Person. Es ist Vergangenheit. Es hat neun oder zehn oder zwölf Jahre gedauert. Nun ist es vorbei.

Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären (1990)

Geborenam 20. Juli 1934 in Cammin, heute: Kamień Pomorsk, Polen
Gestorben23. Februar 1984 in Sheerness, Großbritannien
ExilBundesrepublik Deutschland, Vereinigte Staaten von Amerika (USA), Großbritannien (Vereinigtes Königreich)
BerufSchriftsteller

Als 11-Jähriger musste der in Pommern geborene Uwe Johnson mit seiner Familie vor der heranrückenden Roten Armee fliehen. Der Vater wurde nach Kriegsende verhaftet und kehrte nicht aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück. Johnson lebte mit seiner Mutter und seiner Schwester ab 1945 zunächst im mecklenburgischen Reckwitz, dann in Güstrow.

1953 begann er ein Germanistikstudium an der Universität Rostock. Wegen seines Widerstands gegen eine Kampagne, bei der Angehörige der Jugendorganisation der evangelischen Kirche als Spione des Westens diffamiert werden sollten, wurde er kurzzeitig wieder exmatrikuliert. Seine Erlebnisse verarbeitete er in dem Roman Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953, den jedoch kein Verlag drucken wollte. Er erschien erst posthum im Jahr 1985. Johnson schloss 1956 sein Studium mit Diplom in Leipzig ab.

Sein zweiter Roman Mutmassungen über Jakob wurde 1959 im Frankfurter Suhrkamp Verlag veröffentlicht. Kurz vor der Drucklegung des Werks verließ Johnson die DDR, weil er Schwierigkeiten mit den staatlichen Behörden aufgrund des Romaninhalts erwartete. Die Begriffe „Flucht“ und „Exil“ lehnte er allerdings für sich ab, er sprach von einem „Umzug“ oder einer Übersiedlung. Die Orte seiner Kindheit und Jugend in der DDR blieben Sehnsuchtsorte, die er in den kommenden Jahrzehnten wiederholt als Teilnehmer britischer Reisegruppe aufsuchte.

Zwischen 1966 und 1968 lebte der Schriftsteller in New York, wo er die Arbeit an seinem Hauptwerk, den Jahrestagen, begann. Die ersten drei Bände erschienen 1970, 1971 und 1973, bis zur Veröffentlichung des letzten Bandes vergingen 10 Jahre. 1974 zog der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller nach England und lebte bis zu seinem Tod in Sheerness-on Sea.

Auswahl wichtiger Werke:
Mutmassungen über Jakob (1959)
Das dritte Buch über Achim (1961)
Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. 4 Bd. (1970, 1971, 1973, 1983)
Frankfurter Poetik-Vorlesungen. Begleitumstände“ (1979)

Weiterführende Literatur:
Berbig, Roland / Erdmut Wizisla, Erdmut (Hg.): „Wo ich her bin…“. Uwe Johnson in der DDR. Berlin: Kontext Verlag 1993
„Die Katze Erinnerung“. Uwe Johnson – Eine Chronik in Briefen und Bildern. Zusammengestellt von Eberhard Fahlke, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994
Grambow, Jürgen: Uwe Johnson. Reinbek: Rowohlt 1997 (= Rowohlts Monographien)
Arnold, Heinz Ludwig (Hg.): Uwe Johnson. TEXT+KRITIK. Zeitschrift für Literatur, Heft 65/66, Neufassung, 2. Aufl. München: edition text + kritik 2001

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