Herbert Fiedler(Otto Herbert Fiedler)

Herbert Fiedler, Maler
Herbert Fiedler, Selbstporträt, signiert 2. IX. 45
RKD, Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Den Haag, Fotoabteilung,© Sabine Frank-Fiedler, Amsterdam 2014

Herbert Fiedler(Otto Herbert Fiedler)

So hängt man hier als Deutscher zwischen zwei Stühlen, kennt die Holländer, versteht ihre Opposition, aber versucht natürlich ebenso die deutsche Mentalität zu rechtfertigen.

Herbert Fiedler, Journal, 1. März 1941

Geborenam 17. September 1891 in Leipzig, Deutschland
Gestorbenam 27. Februar 1962 in Amsterdam, Niederlande
ExilNiederlande
BerufMaler

Die nationalsozialistische Tyrannei, der Herbert Fiedler mit der Schweizer Malerin, späteren Ehefrau Amrey (Annemarie) Balsiger Ende 1934 von Berlin nach Amsterdam entfloh, holte ihn mit dem Überfall auf die Niederlande am 10. Mai 1940 ein. Deutschsein in der Fremde, künstlerische Freiheit, mentale Einsamkeit im vergangenen Künstler-Dorf Laren von Anfang Februar 1935 bis zur erzwungenen Übersiedlung nach Amsterdam Anfang November 1940 sprechen aus seinem Journal und den Briefen an den Freund seit den Dresdener Kunstakademie-Jahren 1910-1912, George Grosz in New York.

In Amsterdam traf Fiedler Max Beckmann wieder, wurde in die Kunstenaarsvereniging De Onafhangkelijken aufgenommen, und konnte etwas ausstellen, doch 1944 wurde er als „Kulturbolschewist“ abgestempelt. Um der Einbeziehung in Wehrmacht oder gar SS zu entgehen, dennoch seine Frau, die mit der Heirat ihre Schweizer Staatsangehörigkeit verloren hat, und die 1939 geborene Tochter schützen und ernähren zu können, nahm er 1942 eine Stelle bei der Wehrmachtsauskunft in der Centraal Station von Amsterdam an. 

Im Juli 1944 wurde er dennoch zum Kriegsdienst verpflichtet, floh Anfang Mai 1945 und wird im befreiten Amsterdam, obgleich staatenloser Exilant, als Deutscher interniert. Auf Fürsprache aus holländischen Künstler- und Widerstandskreisen kam er nach einigen Wochen frei; aber die Militärverwaltung (militair gezag) verhängte Anfang Juli ein Ausstellungsverbot – welches erst zum 1. Januar 1946 aufgehoben wurde – aufgrund der fälschlichen Annahme, dass Fiedler als Mitglied der Künstlervereinigung De Onafhangkelijken auch der Kulturkammer angehört habe.

Rastlose Arbeit, öfters als Auftrag, folgte auf die fast ‚arbeitslosen‘ Jahre im Krieg. Einladungs-Reisen, vor allem nach Deutschland, bestätigten Fiedler in seiner Identität als deutscher Künstler im Exil, auch nach Erhalt der niederländischen Staatsbürgerschaft 1957. Die größte Würdigung wird Fiedler „in memoriam“ zuteil, mit der Retrospektive im Stedelijk Museum Amsterdam im Herbst 1962. Während der Vorbereitungen versagte sein Herz.                                  

Text: Ursula Langkau-Alex, International Institute of Social History, Amsterdam

Weiterführende Literatur:
Bormann, Beatrice von: Herbert Fiedler 1891-1962. Berlijn – Parijs – Amsterdam. In: Katalog zur Ausstellung im Singer Museum Laren, 15. Mai – 21. Juli 2001. Zwolle / Singer Museum, Laren 2001
Burkom, Frans van: „Herbert Fiedler (1891-1962) als monumentaal kunstenaar”. In: Jaarboek Amstelodamum, Jg. 104 (2012), S. 88-114
www.herbert-fiedler.eu

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