Bertolt Brecht(Eugen Berthold Friedrich Brecht)

Zeichnung: Fred Dolbin, Karikatur von Brecht
Fred Dolbin: Zeichnung von Bertolt Brecht, undatiert
Berlinische Galerie, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Bertolt Brecht(Eugen Berthold Friedrich Brecht)

Auf der Flucht vor meinen Landsleuten
Bin ich nun nach Finnland gelangt. Freunde
Die ich gestern nicht kannte, stellten ein paar Betten
In saubere Zimmer. Im Lautsprecher
Höre ich die Siegesmeldungen des Abschaums. Neugierig
Betrachte ich die Karte des Erdteils. Hoch oben in Lappland
Nach dem nördlichen Eismeer zu
Sehe ich noch eine kleine Tür

Bertolt Brecht, Steffinische Sammlung, 1940

Geborenam 10. Februar 1898 in Augsburg, Deutschland
Gestorbenam 14. August 1956 in Berlin, Deutschland
ExilSchweiz, Dänemark, Schweden, Finnland, Vereinigte Staaten von Amerika (USA), Schweiz
RemigrationDeutsche Demokratische Republik
BerufSchriftsteller, Theaterregisseur, Dramatiker

War Bertolt Brecht ein Emigrant? Er selbst hat sich so nicht verstanden. Gegen den Begriff, der eine Wahlfreiheit impliziert, die für die Vertriebenen nicht gegeben war, hat sich Brecht stets gewehrt. Sein Freund und Kollege Berthold Viertel schreibt schon 1938 über ihn: „Ein deutscher politischer Auswanderer willst Du nicht sein, nur ein Vertriebener, ein Verjagter, dessen Denken, Fühlen, Planen unermüdlich um den deutschen Boden kreisen, um das deutsche Volk, dessen Zukunft die deine sein wird, einer entfremdeten Gegenwart zum Trotz.“

Bevor Brecht 1933 aus Deutschland floh, war er einer der bekanntesten Theaterautoren in Deutschland. 1922 feierte Im Dickicht der Städte in München Premiere – schon die zweite Vorstellung wurde von Nationalsozialisten gestört und kurz danach abgesetzt. Spätestens nach der Uraufführung der Dreigroschenoper wurde Brecht auch über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt.

Während des Reichstagsbrands am 27. Februar 1933 lag Brecht im Krankenhaus. Er konnte es aber am gleichen Tag noch verlassen und packte die wichtigsten Sachen zusammen – vor allem seine Manuskripte. Über Prag und Wien floh er gemeinsam mit seiner Frau Helene Weigel in die Schweiz und dann nach Svendborg in Dänemark. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Dänemark begab er sich nach Finnland. Im Mai 1941 erhielt Brecht ein Visum für die USA. Sechs Jahre verbrachte er in Los Angeles, wo er sich in einer deutschen Exilgemeinschaft bewegte, der auch seine Freunde Lion Feuchtwanger und Hanns Eisler angehörten, wirklich angekommen ist Brecht dort nie.

Nachdem Brecht vor dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe verhört wurde, ging er 1947 in die Schweiz, das einzige Land, für das er eine Aufenthaltsgenehmigung erhielt. Von dort aus sondierte er die Entwicklung des Theaters in Ost-Berlin und kehrte 1948/1949 dorthin zurück, wo er als Schriftsteller und Theaterschaffender eine der zentralen Figuren im Kulturbetrieb der jungen DDR wurde.

Auswahl wichtiger Werke:
Die Dreigroschenoper (Theaterstück, 1928)
Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Theaterstück, 1931)
Leben des Galilei (Theaterstück, 1948)
Der gute Mensch von Sezuan (Theaterstück, 1953)
Hollywoodelegien (Gedichte, 1942)

Weiterführende Literatur:
Mittenzwei, Werner: Das Leben des Bertolt Brecht oder der Umgang mit den Welträtseln. Berlin: Aufbau 1986
Schumacher, Ernst / Schumacher, Renate: Leben Brechts in Wort und Bild. Berlin: Henschel 1979
Viertel, Berthold: Oh du ausgebürgerter Brecht. In: Erinnerungen an Brecht. Hg. von Hubert Witt, Leipzig: Reclam 1964 

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