Thomas Manns Schreibtisch

Objekt: Thomas Manns Schreibtisch
Fotografie von dem Schreibtisch von Thomas Mann in seinem Arbeitszimmer in Kilchberg in der Nähe von Zürich
© Keystone / Thomas-Mann-Archiv Zürich

Thomas Manns Schreibtisch

[…] und morgen werde ich tatsächlich wieder an meinem Schreibtisch sitzen. Ich hätte es nicht gedacht, daß er den Weg finden werde. Da er es getan, bin ich nicht weit davon, zu glauben, daß er ihn auch wieder zurückfindet – eines Tages.

Thomas Mann, Brief an René Schickele, 24. November 1933


Für Thomas Mann bildete die gewohnte Atmosphäre des eigenen Arbeitszimmers zeitlebens eine wichtige Grundlage kreativer Produktivität. Ein vertrautes Umfeld sei sehr bedeutsam für einen Schriftsteller, notierte er 1941 auf Englisch und meinte damit seine eigenen Bücher und Wände, die Aussicht aus seinem Arbeitszimmer („his accustomed books and walls, the view from the window of his study“), vor allem aber seinen eigenen Schreibtisch („his own desk“).

Tatsächlich avancierte Manns pompös wirkender Mahagoni-Schreibtisch, den der Schriftsteller Ende der 1920er Jahre in München erworben hatte, zu einem Wegbegleiter auf den verschiedenen Stationen des Exils. Im November 1933 traf er – knapp der deutschen Konfiszierung entzogen – gemeinsam mit anderen liebgewonnenen Möbelstücken im schweizerischen Küsnacht ein; später folgte er dem Schriftsteller in die Vereinigten Staaten und stand dort in Manns Arbeitszimmern in Princeton (New Jersey) und Pacific Palisades (Kalifornien). 1952 kehrte der Tisch schließlich gemeinsam mit anderem Hausrat in die Schweiz zurück – erst nach Erlenbach, dann nach Kilchberg bei Zürich, wo der Literatur-Nobelpreisträger 1955 starb.

Für den Emigrierten veranschaulichte das rund 1,90 Meter breite, 1 Meter tiefe und 78 Zentimeter hohe Inventarstück mit acht Schubladen und blumenähnlichem Schnitzmuster schöpferische Kontinuität: 1938 schrieb Thomas Mann in einem Brief an seinen Kollegen Bruno Frank, er sei „entschlossen, mein Leben und Treiben mit größter Beharrlichkeit genau fortzusetzen wie eh und je, unalteriert von Ereignissen, die mich schädigen, aber nicht beirren und demütigen können.“

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