Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror (1933)

Buchumschlag: John Heartfield, Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror
Umschlaggestaltung von John Heartfield für das Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror, 1933
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB 2000/56, © The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror (1933)

Ein Kampfbuch mit weitreichender Wirkung

All das gründete sich auf Deduktion, Intuition und Poker-Bluff. Das einzige, was wir mit Sicherheit wußten, war, daß irgendwelche Nazikreise es irgendwie zustande gebracht hatten, das Gebäude abbrennen zu lassen. Alles andere waren Schüsse ins Blaue, die aber ins Schwarze trafen.

Arthur Koestler über die Entstehung des Braunbuchs, in: Die Geheimschrift. Bericht eines Lebens 1932 bis 1940, veröffentlicht 1955


Im Juli 1933 erschien in Paris das Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror. Unter Federführung des kommunistischen Verlegers Willi Münzenberg hatten die anonym bleibenden Autoren (zu denen auch der Schriftsteller Arthur Koestler gehörte) fingierte Dokumente und Beweise zusammengestellt, die belegen sollten, dass die Nationalsozialisten am 27. Februar 1933 den Reichstagsbrand selbst gelegt hatten. Das Buch informierte außerdem über die Brutalität der Judenverfolgung und den Terror in den Konzentrationslagern. Das Kapitel „Die Welt lässt sich nicht belügen“ enthält unter anderem einen Bericht Egon Erwin Kischs über seine Verhaftung in der Brandnacht und einen offenen Brief von Ernst Toller an Joseph Goebbels. Den Schutzumschlag gestaltete der Grafiker und Fotomontagekünstler John Heartfield. Dargestellt ist Hermann Göring in blutiger Schlachterschürze und mit einem Beil in der Hand. Vorder- und Rückseite sind aufeinander bezogen. 

Das Braunbuch gilt als die Exilveröffentlichung mit der wohl weitreichendsten Wirkung. Es wurde in viele Sprachen übersetzt, bis 1935 sollen insgesamt 600.000 Exemplare verkauft worden sein. Im Format verkleinert und getarnt als Reclam-Ausgaben von Schillers Wallenstein oder Goethes Hermann und Dorothea wurde es nach Deutschland geschmuggelt und dort verbreitet. Das Ziel der Autoren war, die Nationalsozialisten in der öffentlichen Anschauung von Anklägern in Angeklagte zu verwandeln. Dies gelang so nachhaltig, dass im Prozess zum Reichstagsbrand, der am 21. September 1933 begann, viel Zeit dafür aufgewandt wurde, die Vorwürfe des „Braunbuchs“ zu widerlegen.

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