Wienbibliothek im Rathaus

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Wienbibliothek im Rathaus

Rathaus, Stiege 6, 1. Stock

A-1082 Wien

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Wienbibliothek im RathausInnenansicht der Wienbibliothek im Rathaus© Wienbibliothek im Rathaus 1856 als „Communal-“ oder Amtsbibliothek gegründet, entwickelte sich die heutige Wienbibliothek im Rathaus bald – eingeleitet durch die Übernahme des Nachlasses von Franz Grillparzer im Jahr 1879 – zu einem bedeutenden kulturgeschichtlichen Archiv. Sie zählt heute mit ihren Sammlungen zu den drei größten wissenschaftlichen Bibliotheken Wiens und ist die wichtigste Institution zur Erforschung der Wiener Kulturgeschichte ab 1750.

Die Musiksammlung, deren Fundament die Schubert-Autographensammlung des Industriellen und Kunstmäzen Nicolaus Dumba bildet, verfügt über ca. 18.500 einzeln inventarisierte Musikhandschriften und rund 73.000 Musikdrucke. Sie sammelt gezielt Bestände österreichischer Musikschaffender, die vom nationalsozialistischen Regime verfolgt wurden, darunter die Wiener Komponisten Erich Paul Stekel (1898–1978), Ernst Krenek (1900–1991) oder Walter Arlen (geb. 1920). Auch die Handschriftensammlung, die rund 250.000 einzeln katalogisierte Autographe und 1.000 Nachlässe, Vorlässe und Archive betreut, legt ein Hauptaugenmerk auf den Erwerb von Exilbeständen. Eine Auswahl aus den etwa 50 persönlichen Nachlässen, die für den Exilzeitraum 1933 bis 1945 von Bedeutung sind, zeigt die Vielfalt der vorhandenen Sachgebiete: In der Liste der Bestandbildner befinden sich der Mathematiker Kurt Gödel (1906–1978), der Jurist – und Karl Kraus-Anwalt – Oskar Samek (1889–1959), der Maler und Bildhauer Georg Ehrlich (1897–1966), außerdem die Regisseure Max Reinhardt (1873–1943) und Ernst Haeusserman (1916–1984) sowie die Schriftsteller Alexander Roda Roda (1872–1945), Felix Braun (1885–1973), Franz Theodor Csokor (1885–1969), Ernst Lothar (1890–1974), Hans Weigel (1908–1991) oder Fritz Hochwälder (1911–1986); darüber hinaus wird die zwischen 35.000 bis 40.000 Einzelstücke umfassende Korrespondenz Friedrich Torbergs (1908–1979) in der Handschriftensammlung aufbewahrt.

Zwar spielt in den Beständen eine Vielzahl von Exilorten eine Rolle, etwa die Sowjetunion (Philip Herschkowitz, Komponist, 1906–1989), Shanghai (Joe Lederer, Schriftstellerin, 1904–1987), Palästina (Martha Hofmann, Schriftstellerin, 1895–1975) oder Ciudad de Guatemala (Franz Ippisch, Komponist, 1883–1958); einen Schwerpunkt bildet aber das englischsprachige Exil und dabei wiederum die Emigrationsstadt New York: Dorthin emigrierten – neben Roda Roda und Torberg – die Schriftsteller Raoul Auernheimer (1876–1948), Wilhelm Börner (1882–1951) und Josef Luitpold Stern (1886–1966), der Komponist und Sänger Hermann Leopoldi (1888–1959) oder das Kunsthistoriker-Ehepaar Hans Tietze (1880–1954) und Erika Tietze-Conrat (1883–1958). 

Publikationen (Auswahl)

Norbert Rubey: Ernst-Krenek-Archiv. Musikhandschriften in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Eine Bestandsaufnahme. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1996 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek 3).
Matthias Schmidt (Hg.): Ernst Krenek. Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts / Companion of the Twentieth Century. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 2000 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek 6).
Thomas Aigner: Der musikalische Nachlass Bruno Granichstaedtens. Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst. Wien 2004.
Thomas Aigner: Eric Paul Stekel. In: Michel Cullin, Primavera Driessen Gruber (Hg.): Douce France? Musik-Exil in Frankreich / Musiciens en exil en France 1933–1945. Wien u.a.: Böhlau 2008.
„Schreib. Nein, schreib nicht.“ Marlene Dietrich / Friedrich Torberg. Briefwechsel 1946–1979. Hg. von Marcel Atze. Wien: Holzhausen 2008.
Marcel Atze u. Marcus G. Patka: Die „Gefahren der Vielseitigkeit“. Friedrich Torberg 1908–1979. Wien: Holzhausen 2008.
Norbert Rubey (Hg.): Marcel Prawy. „Ich mache nur, was ich liebe“. Begleitbuch zur 251. Wechselausstellung der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Amalthea 2008.
Gerald Schwertberger: Franz Ippisch (1883–1958). Nachlass in der Wien-Bibliothek im Rathaus. Wien 2008.
Marcel Atze u. Kyra Waldner (Hg.): Andere Seiten. Private Adreßbücher prominenter Zeitgenossen aus zwei Jahrhunderten Kunst, Literatur und Musik. Wien: Metroverlag 2011
Georg Traska u. Christoph Lind: Hermann Leopoldi, Hersch Kohn. Eine Biographie. Wien: mandelbaum 2012.
Friedrich Torberg: Mein ist die Rache. Novelle. Hg. mit einem Nachwort u. einer Zeittafel von Marcel Atze. München: dtv 2008.
Albert Drach: Das Goggelbuch. Hg. von Gerhard Hubmann u. Eva Schobel. Mit einem Nachwort von Eva Schobel. Wien: Zsolnay 2011 (Werke in zehn Bänden, Bd. 7/1).