Thomas Mann: Lotte in Weimar (1939)

Thomas Mann: Carlota en Weimar
Thomas Mann, argentinische Ausgabe von Lotte in Weimar, Carlota en Weimar, Buenos Aires: Editorial Losada 1941, Buchumschlag gestaltet von Attilio Rossi, kommentiert von Jeffrey
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB 66/102, © Pablo Rossi und Editorial Losada S. A.

Thomas Mann: Lotte in Weimar (1939)

Junges Museum

Der Roman Lotte in Weimar wurde 1939 in der Schweiz vollendet, weil Thomas Mann 1933 in die Schweiz emigriert war. In Deutschland herrschten schreckliche Bedingungen: Die Nationalsozialisten hatten die Herrschaft über das Land.

Vor mir liegen zwei Exemplare des Werkes – eine argentinische und eine schwedische Ausgabe.

Das argentinische Exemplar hat einen sehr bunten Schutzumschlag. Einerseits sieht es fröhlich aus wegen der bunten Farben und der Landschaft im Hintergrund. Die Farbigkeit steht für ein südliches Lebensgefühl. Die Menschen feiern gern ausgelassen und fröhlich, tragen farbige Kostüme und Kleider, treffen sich mit Freunden und Verwandten. Die Natur unterstützt dieses Lebensgefühl - bunte Blumen, blauer Himmel, Sonne und das Meer. Anderseits wirkt das Cover auf mich aber auch bedrückend wegen der schwarzen Frau, die aus den bunten Farben heraussticht. Dies bildet einen starken Gegensatz. Der Betrachter dieses Umschlags könnte einen fröhlichen, lebenslustigen Inhalt erwarten, der aber vielleicht einen Konflikt enthält, symbolisiert durch die schwarz gezeichnete Frau. Außerdem hat die argentinische Ausgabe dunkle Seiten mit etwas verblichener Schrift. Das Papier ist schon sehr abgenutzt.

Das Buch, das in Stockholm veröffentlicht worden war, ist meiner Meinung nach sehr schlicht gestaltet, das Cover wirkt fast einfarbig. In den skandinavischen Ländern gibt es eine zurückhaltende Lebenskultur. Die Menschen erscheinen ernster und zurückgezogener. Vielleicht ist deshalb der Umschlag so gestaltet.

1929 erhielt Thomas Mann den Nobelpreis für Literatur. Das bot ihm im Exil die finanziellen Möglichkeiten, den Roman Lotte in Weimar zu schreiben. Er handelt von Charlotte Kestner, die 1816 nach Weimar fährt, um ihre Schwester zu besuchen. Doch eigentlich will sie Goethe sehen. Der aber scheint nicht sehr begeistert zu sein. Durch seine Karriere war er finanziell sehr gut abgesichert und war einer der bekanntesten Schriftsteller auf der Welt.

Thomas Mann konnte offensichtlich seine Werke nicht in seiner Heimat veröffentlichen und war darauf angewiesen, dass Leser anderer Länder sich für seine Themen interessieren. Als Autor, der sein Heimatland verlassen hat, konnte er nicht damit rechnen, dass die fremden Leser ihn schätzen und seine Werke genau so gern lesen wie in Deutschland. Die Gestaltung des Umschlags sollte also vielleicht die Menschen zum Lesen des Romans anregen.

Jeffrey

Galerie