Stefan Zweig: Brief an Richard A. Bermann (Juni 1938)

Brief: Stefan Zweig an Richard A. Bermann
Handschriftlicher Brief von Stefan Zweig an Richard A. Bermann, vermutlich Juni 1938, kommentiert von Noah und Louis
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Richard A. Bermann, EB 78/15

Stefan Zweig: Brief an Richard A. Bermann (Juni 1938)

Vor mir liegt der Brief, den Stefan Zweig während der Hitlerdiktatur an seinen Freund Richard A. Bermann geschrieben hat. Ich kenne Stefan Zweig als Autor der Schachnovelle und da wir eine Präsentation über ihn gehört haben. Er wurde als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt, aber auch seine Werke entsprachen nicht dem Gedankengut der Nationalsozialisten. Deshalb musste er ins Exil gehen, u.a. nach Brasilien.

Ich kann sehr gut verstehen, dass Stefan Zweig so verzweifelt war, da er seinem jüdischen Freund Richard A. Bermann nicht helfen konnte.

Das Nicht-helfen-Können ist ein schreckliches Lebensgefühl. Vielleicht überlegte sich Zweig, während er den Brief schrieb, ob es die ganze Anstrengung und Mühe wert war und ob es sich lohnen könnte, weiterzukämpfen. Er will jedoch nicht aufgeben, sondern immer sein Ziel "Mensch sein" erreichen.

Wahrscheinlich wäre er ohne diese schwierige Situation nie soweit gekommen, seine Vorstellung von Mensch-sein zu leben. Sein Ziel war es, den Menschen zu helfen und die Menschlichkeit zurückzuholen. Davon ließ er sich nicht abbringen.

Die Lebenssituation von Stefan Zweig war verzweifelt, da er so viele Briefe von Juden erhielt, die ihn baten zu helfen, und er wusste nicht, was er machen sollte. In dieser Verzweiflung sucht er den Rat seines Freundes Bermann. Im Brief weist Stefan Zweig seinen Freund Richard A. Bermann indirekt darauf hin, wie schwierig es war, aus Deutschland und Österreich fliehen zu können, um den Deportationen heil zu entkommen.

Da ich ein persönliches Gespräch immer besser finde, als sich nur schriftlich auszutauschen, gefällt mir der Vorschlag von Stefan Zweig gut, sich mit seinem Freund über das Telefon zu beraten, um Neuigkeiten und Ideen direkt zu besprechen.

Ich habe den Eindruck, dass Stefan Zweig alles tun würde, um einen Freund retten zu können. Er spürt jedoch die große Ohnmacht, nichts tun zu können.

Als ich den Brief gelesen habe, konnte ich mich gut in die Situation einfühlen, als Richard A. Bermann ihn erhalten hat: Selbst in so einer schwierigen Situation hat er sich über den Brief gefreut und gleichzeitig verstanden, dass sein Freund Stefan Zweig nicht allen Freunden persönlich helfen kann.

Der Absender und der Empfänger des Briefes waren beide mit dem Psychiater Sigmund Freud befreundet. Dieser war wie Richard A. Bermann in London im Exil. Ich denke, Freud war ihnen ein großes Vorbild, und durch den Austausch über die Mühen im Exil entstand eine gute Verbindung.

In diesem Brief spüre ich Machtlosigkeit, aber auch Freude und Zuversicht.

Noah




Vor mir liegt der Brief von Stefan Zweig, einem österreichischen Schriftsteller, an Richard Arnold Bermann, einen Journalisten und Reiseschriftsteller.

Beim Lesen dieses Briefes, kann ich mich sehr gut in Zweigs damalige Lage versetzen. Der Brief wurde im Juli 1938, kurz nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, geschrieben.

Stefan Zweig floh von Österreich über London, New York, Argentinien nach Paraguay bis nach Brasilien. Er litt in seinem späteren Leben an starken Depressionen, sodass er sich in der Nacht zum 23. November 1942 das Leben nahm.

In dem Brief schildert er, wie entsetzlich er sich fühle. Dieses Gefühl, dass er von den Verbrechen gegen die Juden hören muss und nichts unternehmen kann, ist schlimm für ihn.

In der Schachnovelle teilt Dr. B dasselbe grausame Schicksal wie Stefan Zweig: Wegen der Besetzung Österreichs durch die deutsche Wehrmacht mussten beide ihr Vaterland verlassen. Beide waren hoch gebildet und zerbrachen fast an der psychischen Belastung. Stefan Zweig flüchtete, weil die Nazis seine Bücher öffentlich verboten und verbrannten. Er verließ Österreich in Richtung London.

Wenn ich mich mit jemandem über das Thema Nationalsozialismus und Unterdrückung unterhalte, fühle ich mich manchmal deshalb schlecht, weil es mir heute so gut geht und ich nicht traurig und verzweifelt sein muss, wie es die Juden zur Zeit des Nationalsozialismus waren.

Andererseits bin ich froh, dass ich damals nicht gelebt habe, weil ich mich nicht gern versteckt und in Angst gelebt hätte.

Ich erfahre fast täglich, wie Menschen um mich herum den Begriff "Jude" als abfällige Bezeichnung missbrauchen. So ein Verhalten finde ich schockierend, inakzeptabel. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie schlimm es damals zur Zeit des Nationalsozialismus gewesen sein muss.

Louis

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