Stefan Zweig: Abschiedsbrief (22. Februar 1942)

Stefan Zweig: Abschiedsbrief
Stefan Zweig: Abschiedsbrief, 22. Februar 1942, kommentiert von Alice und Sammy
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Stefan Zweig: Abschiedsbrief (22. Februar 1942)

Junges Museum

Ich grüsse alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht. Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus!

Stefan Zweig im Abschiedsbrief an seine Freunde, 22. Februar 1942


Ich fühlte mich traurig, als ich den Abschiedsbrief, den Stefan Zweig am 22. Februar 1943 an seine Freunde geschrieben hat, las. Ich kenne die Schachnovelle, die er vor seinem Selbstmord geschrieben hat. In diesem Werk bemerkt man, wie schwer es für ihn war, die Isolation im Exil zu ertragen. Ich habe beim Lesen des Briefes bemerkt, dass ihn das brasilianische Exil zwar einerseits aufgebaut hat, er aber andererseits durch die Gedanken und Erinnerungen an den Krieg deprimiert war.

Stefan Zweig gehört zu einer Generation, die beide Weltkriege miterlebt hat. Er war später sehr viel gereist, hatte dadurch viel von der Welt gesehen und bekam viele Auswirkungen des Krieges zu spüren. Der Schriftsteller war erschöpft von dem jahrelangen Umherziehen und wollte "rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben" abschließen. Als ich diesen Satz las, verstand ich, dass Stefan Zweig zu viel Schlechtes von der Welt gesehen hatte und er sich deshalb bedrückt von seinen eigenen Gedanken fühlte.

Ich denke, Stefan Zweig wollte niemandem zur Last fallen, wenn er älter und kränker würde. Einerseits kann ich seine Haltung nachvollziehen, da er eine Frau hatte, mit der er Suizid beging, und seine ehemalige Frau, mit der er bis zum Tode Briefe austauschte. Ich denke aber trotz all dem, dass er sich nicht hätte umbringen sollen, obwohl er wahrscheinlich ohne Hoffnung war, dass er jemals wieder nach Deutschland oder Österreich zurückkehren könnte.

Alice



Stefan Zweig war ein jüdischer Autor, der berühmte Werke wie die Schachnovelle verfasst hat. Im Jahre 1942 schrieb er einen Abschiedsbrief, in dem steht, dass Stefan Zweig durch das "heimatlose Wandern" keine Kraft mehr hätte für einen Neuanfang. Er verabschiedet sich von seinen Freunden und Verwandten und schreibt, dass sein Ende in keinem anderen Land besser vorzustellen sei.

Ich verstehe nicht, wie Stefan Zweig Suizid begehen konnte, er hatte doch Familie! Aber ein Mann, der alles verloren hat, keine Heimat hat und sogar zum "enemy alien" wurde (vom Flüchtling zum feindlichen Ausländer aus einem Land, das sich im Konflikt mit dem aufnehmenden Land befindet), dem geht es wirklich sehr schlecht.

Er wurde zum "enemy alien", da er zur Zeit des Naziregimes lebte und in Deutschland, als Jude, nicht bleiben konnte. Aber kein anderes Land wollte ihn aufnehmen.  

Man kann erkennen, dass er sich viele Gedanken gemacht hat, da er oft gestrichen und korrigiert hat. Auch im Alter von 60 Jahren, finde ich, kann man ein Leben neu beginnen. Aber das ist wahrscheinlich sehr schwer, da Stefan Zweig nicht einmal eine Staatsangehörigkeit hatte. Er hätte aber eigentlich in Brasilien weiterleben können, da er dort ein Dauervisum hatte.

Als ich selbst den Brief las, spürte ich, wie schlecht es ihm ging, denn ich habe mich in seine Situation hineinversetzt und lange überlegt, ob ich in dieser Situation noch glücklich werden könnte.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich weiterleben wollte, aber wahrscheinlich mein ganzes Leben unglücklich wäre.

Doch dann dachte ich, dass Stefan Zweig, wenn er nicht Suizid begangen und das Kriegsende miterlebt hätte, vielleicht hätte versuchen können, in Deutschland sein früheres Leben weiterzuführen.

Mich hat auch überrascht dass seine Frau entschieden hat, mit ihm in den Tod zu gehen, aber keinen Brief an ihre Freunde und Verwandten schrieb. Man merkt an Stefan Zweigs Brief auch, wie schlimm die damalige Zeit war und wie wichtig es ist, diese Zeit nicht zu vergessen.

Sammy

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