Emma Kann: Heimatlos. (1933)

Emma Kann: Heimatlos., gelesen von Tamara
Emma Kann: Heimatlos., gelesen von Tamara
Deutsche Nationalbibliothek 2014, Fotografie und Video © Fabian

Emma Kann: Heimatlos. (1933)

Junges Museum

Fremd bin ich hier und fremd bin ich dort / und nirgends bin ich bekannt, / und wandre ich auch über Hügel und Meer, / ich finde kein Vaterland.

Aus Emma Kanns Gedicht Heimatlos.


Das Gedicht Heimatlos. von Emma Kann ist ein sehr berührendes Gedicht. Besonders bemerkt habe ich das, als ich es vor der Kamera rezitiert habe.

Emma Kann beschreibt ihre Situation in diesem Gedicht, ihre Sehnsucht nach Heimat, nach der Heimat, in der sie endgültig vergessen wurde.

Sie schrieb das Gedicht im Jahre 1933, in der Zeit, als Deutschland zum sogenannten "Dritten Reich" wurde. Für Emma Kann war die Situation als deutsche Schriftstellerin bestimmt schwer zu ertragen, denn sie hatte in Deutschland Texte in deutscher Sprache geschrieben – und dann plötzlich musste sie ihre Heimat verlassen. Emma Kann emigrierte 1933 nach England.

Heute ist es kaum vorstellbar, keine Heimat zu haben – damals war das für viele Flüchtlinge der Fall. Doch die wichtigste Frage, die ich mir während des Lesens gestellt habe, war: "Warum? Warum hat man ihr die Heimat geraubt? Warum das alles?"

Die damalige Situation war eine schreckliche Katastrophe, ein Albtraum! Besonders für die Menschen, die diesen Albtraum durchleben mussten; sie lebten in Verstecken, im Gefängnis oder im KZ und mussten ihre Meinung unterdrücken. Die Heimat zu verlieren oder sie verlassen zu müssen, das ist schon etwas sehr Schweres, das man verkraften muss. Die Heimat ist das, was dir ein Zuhause gibt, das ist der Ort, zu dem du gehörst, ein Ort wie für dich geschaffen, ein Ort, der für dich die Türen offen hält – und dann plötzlich ist alles verschwunden, verschlossen. In der Heimat hast du Familie, die du verlassen musst oder verlierst. Emma Kann hatte alles verloren.

Tamara

 

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